Freitag, 21. September 2012

Osnabrück hin und zurück - Ein Netz voll Gesetz




Manche Arbeitstage haben es bekanntlich so richtig in sich. So hätte die Überschrift hier auch lauten können, "Tage wie dieser" oder gar "Tage des Donners". Donnerte ich doch bereits früh am Morgen rauf nach Osnabrück um dort einige beinah Joint-Venture-mässige Baustellenbelieferungen mit den Kollegen in Gelb-Blau miterleben zu dürfen. Na wenigstens ist das mal was anderes um nicht zu sagen, das der tägliche Trott mit den Rund-um-den-Kirchturm-Touren bei Zeiten zu einem eher langweiligen Unterfangen wird. Eines jedoch haben alle unserer Touren gemeinsam, am Abend geht's dann wieder nach Hause. Und gerade deshalb bin ich froh, das ich in Europa nicht mehr im Fernverkehr unterwegs sein muß. Laut Gesetz sind die Arbeitszeiten von uns Lkw-Fahrern ja bekanntlich streng geregelt und werden in Stichprobenkontrollen anhand der Tachoscheiben oder eben Fahrerkarten immer wieder überprüft. In den Genuss einer solchen Kontrolle kommen wir mit unseren Baustellenfahrzeugen allerdings nur selten. Und wenn, dann gibt es eigentlich keinen Grund zur Beanstandung. Auch wenn ich schonmal, wie z.B. bei dieser Tour, bis nach Osnabrück fahre, so ist das doch nur ein Katzenschiss weit entfernt vom Betonwerk, verglichen mit dem Katzenklo und natürlich den Touren der Fernfahrer.
Die nämlich knallen ihre Tachoscheibe/Fahrerkarte so richtig schön mit Fahrstunden voll, was schon fast das größte Problem der ganzen Branche darstellt. Das allergrößte Manko an der Sache ist jedoch nicht, wie vielleicht angenommen wird, das Kontrollproblem verbunden mit etwaigen Strafen, weit gefehlt, ich sehe das Manko bereits im Verdienst der Fernfahrer.
Da die wenigsten Spediteure in Arbeitgeberverbänden organisiert sind, sind die meisten nicht an Tarife gebunden. Ein Spitzenverdiener unter den deutschen Fernfahrern kommt heute auf einen Bruttolohn von etwa 2.200 Euro im Monat. Bei mindestens 60 Arbeitsstunden pro Woche ergibt das kaum den viel diskutierten Mindestlohn. Gerade in den neuen Bundesländern sind aber sogar Löhne von teilweise unter 1.000 Euro üblich und auch im Westen liegen sie häufig noch deutlich unter 1.700 Euro was für einen Familienvater schon an das Harz IV Niveau herankommt. Doch nicht nur die Löhne sind niedrig, Überstunden, Wochenend- und Feiertagsarbeiten sind meistens schon im Bruttolohn enthalten.
Diese Zahlen allein tun ja schon weh, Lenk- und Ruhezeitverstöße noch garnicht mitgerechnet.
Durch den Druck im Speditionsgewerbe, den manche Fahrer ausgesetzt sind, sind die Strafen aber ein nicht zu unterschätzendes Risiko für das Portemonaie vieler LKW-Fahrers ab 3,5 Tonnen Fahrzeuggesamtgewicht, dessen berufliche Aktivitäten der letzten 28 Arbeitstage von den Kontrolleuren verwendet werden dürfen. Für manchen Kraftfahrer heißt das also, er kann für die Nichteinhaltung dieser Vorschriften auch noch einen knappen Monat später zur Verantwortung gezogen werden. Ebenfalls lässt sich die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit beweisen.Wer also gerne die Arschkarte zieht, unten rechts ist das Gaspedal.
Mit den Lenk- und Ruhezeitregelungen nach Verordnung (EWG) Nr. 561/2006 ab 11.04.2007 geraten wir Betonfahrer wohl eher nicht in Konflikt, denn 56 wöchentliche Fahrstunden schaffen wir nicht annähernd und da die Nacht bei uns zum Schlafen da ist, klappt es auch mit den Ruhezeiten. Etwas anders sieht es da schon mit dem Arbeitszeitgesetz nach § 21a AZG aus. Auch hier haben wir uns mit unseren Baustellenfahrzeugen an geltende Gesetze zu halten. Die Arbeitszeit darf demnach 48 Stunden wöchentlich nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu 60 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von vier Kalendermonaten oder 16 Wochen im Durchschnitt 48 Stunden wöchentlich nicht überschritten werden. Das würde also bedeuten, dass wir zum Beispiel jeden Wochentag 9 Stunden, und am Samstag nochmal 4 Stunden arbeiten dürfen, natürlich auch entsprechend variabel, solange nicht die 48 Wochenstunden überschritten werden.
Angestellte eines Transportbetonwerks unterliegen mitunter sogar den Tarifverträgen, z.B dem, der IG Bau-Steine-Erden, welcher dafür sorgte, dass die maximal zulässige Wochenarbeitszeit auf 39 Stunden beschränkt wurde. Mir persönlich ist das aber Wurscht, denn als Beschäftigter im Straßentransport habe ich meine von mir einzuhaltenden Arbeitszeiten bereits ausführlich dargelegt. Eine Nichteinhaltung des Arbeitszeitgesetzes ist zwar strafbar, dennoch haben die Kontrollorgane bekanntlich schon genug andere Sachen zu tun, als sich auch noch damit zu befassen. Zuletzt ist sich dann doch jeder selbst der Nächste und sorgt für einen reibungslosen und vorallem sicheren Ablauf seiner Arbeit. Man sollte dabei allerdings nie vergessen, dass diese Gesetze für die eigene Gesundheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer gemacht worden sind.
Ergo: Wer morgens später kommt, kann abends immernoch als Letzter das Licht ausmachen.
Genauso handhabe ich es dann auch an diesem Tag und reinige meinen Fahrbetonmischer noch an der Baustelle ganz ausführlich mit dem am Fahrzeug befindlichen Wasserschläuchen, um sicherzustellen, das sich auch nicht das kleinste Kieselsteinchen während der Fahrt selbstständig macht und auf die Straße oder gar in die Frontscheibe eines anderen Verkehrsteilnehmers fliegt.
Dann Abmarsch zum heimatnahen Betonwerk, der Lichtschalter wartet schon auf mich.
Fahrmischer-Reinigung an der Baustelle

Dienstag, 11. September 2012

Late Night Show - Nachtbaustelle mit Fehlern

An der großen Gärtner Pumpe
Das Eine will man, das Andere muss man ! So ist es doch eigentlich immer. Entweder man macht früh Feierabend und erfreut sich an der längeren Freizeit, oder man kloppt noch ein paar Überstunden um den Verdienst auf einem gesunden Niveau zu halten. Aussuchen kann man sich das allerdings kaum, denn wie der Disponent schon immer sagt ist das hier ja kein Wunschkonzert. Also halte ich es damit wie die Dachdecker, wenn auch nicht ganz so hoch, und nehme mit was ich kriegen kann.
Deshalb bin ich auch nicht böse, wenn ich mal wieder die letzte Tour fahren muss, während andere Kollegen bereits nach Hause gehen. Dabei bleibt ab einem gewissen Überstundenanteil garnicht so viel vom zusätzlichen Verdienst übrig weil der deutsche Staat hier erbarmungslos mit seinem Steuersystem zuschlägt. Macht aber nichts, als Betonfahrer verdienen wir ausreichend und die Arbeit macht Spaß. Letzteres ist dann auch ein ausschlaggebender Faktor für mich um erst spät am Abend von der Baustelle zurückzukommen und als letzter das Licht auszumachen.
Natürlich gibt es auch Kollegen, für die Überstunden völlig inakzeptabel sind. Oft sind es gerade die Mitarbeiter, welche sich bei jeder Gelegenheit negativ über die Firma und deren Einstellung zu uns Arbeitnehmern äußern obgleich man mit der Geschäftsleitung gut auskommen kann. Die Firmenleitung selbst bewertet diese Vollpfosten natürlich ganz anders denn sie kennt den Mitarbeiter oft nur als zuvorkommenden Arbeitnehmer, von dem man nie etwas schlechtes hört. Das ist kein Wunder, bekommen diese Kollegen doch erst dann einen Faulheitsanfall, wenn niemand in der Nähe ist.
Das gleiche gilt selbstverständlich auch für die eigenmächtigen Gesetzesverstöße von Kollegen, die permanent die zulässige Geschwindigkeit auf der Landstraße überschreiten, nur um dem Disponenten Bestzeiten zu bieten damit der dann den anderen Kollegen vorwerfen kann, sie seien zu langsam.
Irgendwann rächt sich das aber alles auf die eine oder andere Weise und dann ist das Theater groß.
Ich schenke solchen Mitarbeitern keine weitere Beachtung und konzentriere mich auf meine Arbeit, welche ich stets gewissenhaft nach den gesetzlichen Regelungen und nach vollster Zufriedenheit der Kundschaft ausführe, auch ohne mich zur Marionette der Firma zu machen. Manchmal muß man sich dann eben auch mal über den Hans-Wurst spielenden Disponenten hinwegsetzen um der Kundschaft Gerecht zu werden, denn schliesslich ist auch der Disponent nur ein Mensch und Menschen machen bekanntlich Fehler, ich schließe mich da keinesfalls aus. Es kommt eben nur darauf an ob man aus seinen Fehlern lernt. Wenn hier Betonfahrer durch gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr Personen gefährden, nur um die eigene Quote oder die des Werkes zu verbessern, dann hört der Spaß auf. Hier sollte die Geschäftsführung eingreifen.
Pumpen- und Betonfahrer wissen nur zu gut dass überall Gefahren lauern und Fehler passieren können. So sollte zum Beispiel der Betonfahrer beim Entladevorgang in die Betonpumpe stets den Füllstand des Trichters im Auge behalten. Ist der Pumpentrichter zu voll, läuft der Beton bei einem plötzlichem Pumpstop oben drüber oder noch schlimmer, wenn der Trichter leer ist, wie es auch mir schon passiert ist, saugt die Pumpe Luft und schmeißt die Betonreste im hohen Bogen aus dem Trichter über den Mischer, was dem Feierabend auch nur im Wege stehen würde, denn in dem Fall muß man nicht nur sein Fahrzeug aufwändig reinigen sondern oft auch die mit Beton eingestreute Fläche rund um den Mischer. Eine große Pumpe, wie diese von Gärtner, baut entsprechend großen Druck auf und wirft auch entsprechend weit.
Schwing Pumpe auf MAN Fahrgestell
Der Pumpenfahrer der Firma Gärtner sieht das mit den Fehlern wahrscheinlich ähnlich, muss er doch schon früh am Morgen an der Baustelle stehen und kann auch erst zusammenpacken wenn der Job erledigt ist. Da können die Fehler anderer Leute manchmal schon hinderlich sein, vorallem wenn die brandneue Betonpumpe nach so einem Fehler am Heck nicht mehr gelb sondern grau ist. Dennoch zeichnet sich eine gewisse Professionalität doch gerade dadurch aus, dass man in den stressvollen Phasen die Ruhe bewahrt. Gerade aus dem Beispiel mit der Gärtner-Pumpe weiß ich, das dieser Pumpenfahrer solche Situationen vorbildlich meistert wovon allerdings so manch ein Disponent um Längen weit entfernt ist. Dabei kann man übrigens gemeinsam alle Probleme lösen und besprechen wie man in Zukunft Fehler vermeidet damit die Arbeit reibungslos funktioniert.
Der Weg ist eben das Ziel, egal wann und wo wieder die nächste Late Night Show stattfindet, gemeisam geht's eben doch besser.