Samstag, 21. April 2012

Der Tag an dem der Actros still stand.

Der Tag an dem die Erde stillstand umschreibt es wohl treffender aber so schlimm war es dann ja auch wieder nicht. Manche Tage sind aber auch wirklich zum Haare raufen um nicht zu sagen sogar voll für das Hinterteil. Betonlieferungen gehen raus zum Kunden, beim Kunden ist warten angesagt weil die Schalung nicht fertig ist, der Betonmischer läuft.
Beton passend anmischen, entladen, zurück zum Werk, der Betonmischer läuft.
Im Betonwerk eine neue Mischung laden, Wasser tanken, Lieferschein holen, der Betonmischer läuft.
Der Betonmischer läuft eigentlich den ganzen Tag über, mal abgesehen von einer kurzen Mittagspause vielleicht. Was also, wenn der Betonmischer mal nicht läuft ?
Dann steht er in der Werkstatt und bekommt SP oder TüV, neue Bremsen oder andere herkömmliche Tauschteile. So ein Tag, so wunderschön wie heute, ich hatte ihn erwischt.
Was macht also der Betonfahrer wenn sein Fahrmischer in der Werkstatt steht ? Richtig, er fährt mit der Hofhure los. Das macht er nicht nur weil er ja sonst nichts zu tun hat, sondern weil die alte Hofhure auch mal bewegt werden muß, denn dafür steht er ja in der Halle, der Dreiachser Actros MP1. Alles klappert an der Kiste, das Amaturenbrett vor lauter Staub kaum lesbar, abwischen und gut, egal, Beton in die Trommel und los zur Baustelle. An der ersten Baustelle dann das Malheur: Kran kaputt, Monteur ist unterwegs, kann ein Weilchen dauern. Der Betonmischer läuft.
Eine gute Stunde später hat der Monteur den Kran wieder am Start und es geht los, Wände betonieren, 7 m³ Beton entladen in 90 Minuten. Abfahrt zum Werk, der Betonmischer läuft.
Am Werk dann eine neue Ladung in die Trommel, der Auftrag: 4 m³ des grauen Baustoffs nach Versmold. Dort angekommen warten die schon sehnsuchtsvoll auf den Beton und fangen auch sofort an zu betonieren. Doch was ist das ? Am Kran hängt eine 200 Liter Bombe, Ringbalken werden betoniert, so ein Pech aber auch, das dauert und der Betonmischer läuft.
Nach zwei weiteren Stunden und 20 Minuten sind sie endlich fertig, Rutsche abwaschen und ab zum Werk, ich habe noch einen halben m³ Rest in der Trommel, na egal, erstmal Mittagspause und damit der Rest nicht hart wird, na was wohl, der Betonmischer läuft.
Schnell meine Kaffeetasse nachgefüllt und 'ne Pommes mit Currywurst eingeschmissen, dann unter die Anlage zum Beladen. Neuer Auftrag: 6 m³ für Fundamente in Sassenberg, soll endlich mal schnell gehen. Ab zur Baustelle, der Betonmischer läuft. Ankunft Baustelle, der Bauherr legt selber Hand an, Rohr dran, Beton schön dünn, laufen lassen. Nach zwei entladenen Kubikmetern bricht ein Teil der frisch ausgeschachteten Fundamente ein. Der Bauherr: "Scheisse!" Ich: "Mist!" Der Betonmischer: läuft!
Zusammen mit seinem Nachbar schaufelt der Bauherr den Beton aus der Einbruchstelle in eine Schippkarre und leert diese auf der anderen Seite seiner Baustelle in die Fundamente. Leider wurde der Minibagger gerade abgeholt weil der an einer anderen Baustelle gebraucht wird. Mist ! Jetzt geht alles in Zeitlupe, bis der wie vom Bauherr geforderte dünngemachte Beton entfernt war verging eine Stunde. Eine weitere Stunde dauerte es bis das zusammengefallene Fundament von Hand ausgeschaufelt und mit Brettern verstärkt wurde. Letztendlich hatten sie es geschafft und so sagte der Bauherr zu mir ich solle langsam laufen lassen, ganz langsam.
Zweimal den Fahrmischer an eine andere Stelle umgesetzt und eine weitere halbe Stunde später dann aufatmen, es war vollbracht. Saubermachen und zurück zum Betonwerk, der Betonmischer läuft und wie er läuft, der Dreiachser Mercedes hat 310 PS.
Zurück im Werk dann die Neuigkeit, letzte Tour für heute, 3 m³ Beton nach Borgholzhausen. Auf meine Frage hin: "Geht das schnell ?", folgte sogleich die Antwort des Verladers: "Nimm Zeit mit, die entladen mit Karre." Na das war ja klar aber das krieg ich auch noch hin. Also beim beladen noch schnell den Wassertank gefüllt und fertig, Abfahrt, der Betonmischer läuft.
Ankunft in Borgholzhausen, das Bauvorhaben: Eine kleine Platte im Keller zum Aufstellen einer Waschmaschine. Schubkarren ? Eine. Der Typ stand ganz alleine da und ich machte seine Karre voll. Mit jeder weiteren Füllung seiner Karre wuchs in ihm der Wunsch die Karre nicht so voll zu haben und er schien lange Arme zu bekommen doch Beton ist nunmal schwer und der Betonmischer läuft.
Nach knapp zwei Stunden war dann auch diese Baustelle erledigt, ich hatte noch einen viertel Kubikmeter Rest in der Trommel also ab damit zum Auswaschen.
Ankunft im Werk, ich bin leider nicht der einzige, der Feierabend machen will, warten ist angesagt, warten bis die Kollegen vor mir ihre Mischertrommel ausgewaschen haben. Und der Betonmischer ? Richtig, der Betonmischer läuft.
Warten auf den Feierabend und der Betonmischer läuft.
Eine weitere Stunde später war ich endlich an der Reihe und konnte meinen viertel m³ Restbeton auswaschen. Dann ab in die Halle, den Betonmischer in die hinterste Ecke gestellt und abschalten. Vorne steht meiner, der ist schon wieder fertig. Ab nach Hause und selbst auch abschalten, so einen Tag muß ich so schnell nicht wieder haben.
Auf dem History Channel dann zum X-ten Mal die Wiederholung von "Am Tag an dem die Erde still stand", ich zappe schnell weiter, sowas braucht nun wirklich kein Mensch.

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